boerdelgeraet Bördeln - Umformtechnik für formschlüssige Verbindungen und höhere Steifigkeit

Etwa um das Jahr 1900 begann die uns bekannte Geschichte des Bördelns, als die ersten Blechdosen gebördelt wurden. Heute ist das Bördeln eine sehr verbreitete Technik in der Umform- und Verbindungstechnik sowie der Blechverarbeitung. Dabei wird eigentlich nur eine Blechkante um bis zu 90° oder mehr umgebogen, was zu einer deutlichen Versteifung der Kante sowie des Bauteils führt. Typische Anwendungsfälle finden sich heute vor allem im Automobilbau oder im Handwerksbereich.

Wie funktioniert das Bördeln?

Das Bördeln wird benutzt, um Blechteile oder unterschiedliche dünne flache Teile oder auch Rohre miteinander zu verbinden – durch Schweißen, Falzen, Nieten, Kleben oder Löten. In vielen Fällen dient die Verbördelung allerdings nur zur Versteifung des Materials. In der einfachsten Form wird eine Blechkante eines runden oder ovalen Bleches um bis zu 90 °  – manchmal sogar bis 180° umgebogen. Dadurch wird die Kante versteift und sie wird viel stabiler als ohne Bördel.

Komplizierter wird es, wenn mehrere Bauteile miteinander verbunden werden. Das können einerseits Bauteile aus gleichen, aber auch aus unterschiedlichen Werkstoffen sein. Im Automobilbau werden beispielsweise Blechteile mit Kunststoffteilen formschlüssig miteinander verbunden.

Das sind die typischen Werkzeuge für das Bördeln

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie ein Bördel gefertigt wird:

Die industrielle Fertigung von Bördeln

Hier sorgen Bördelmaschinen dafür, dass Blechteile oder Rohre mehr oder weniger vollautomatisch gebördelt werden. Das Blechteil wird durch die Maschine geschoben und durch eine Ober- und Unterwalze wird die entsprechende Bördelung erzeugt. Der Anwender kann aus unterschiedlichen Walzensätzen wählen, je nachdem welche Bördelform gewünscht ist. Bei der Rohrfertigung werden sogar beide Rohrenden gleichzeitig gebördelt.

In der Automobilindustrie sind es auch Roboter, die die Bördelrolle führen, die über das Metallende fährt und für die Bördelung sorgt. Das garantiert sehr präzise geometrische Formen.

Die manuelle Fertigung von Bördeln

Im Handwerksbereich, in Autowerkstätten oder auch in Industriebetrieben werden einfachere Bördelmaschinen oder Bördelgeräte eingesetzt. Klempner, Installateure und Dachdecker benutzen in der Regel mobile Bördelgeräte mit unterschiedlichen Druckstücken und Spannbacken, um Rohre oder Dachrinnen zu bearbeiten. Je nach Anwendungsfall gibt es Druckstücke für unterschiedliche Bördelformen. So kann der Anwender aus einer Vielzahl von möglichen Varianten wählen. Der Bördelgerätesatz, der aus mehreren Druckstücken sowie Spannbacken-Paaren und der mechanischen oder hydraulischen Spindel besteht, sollte in einer gut eingerichteten Werkstatt oder einem modernen Handwerksbetrieb nicht fehlen.

Wofür eignet sich die Bördel-Technologie ganz besonders?

Mit der Bördel-Technologie können Blechteile mit einfachen Mitteln am Rand umgeformt werden, um sie anschließend formschlüssig zu verbinden. Mit den entsprechenden Druckköpfen oder Walzen können hochpräzise Geometrien erzielt werden. Der wesentliche Vorteil ist die erhöhte Steifigkeit der Blech-Bauteile. Darum ist diese Umformtechnik auch sehr beliebt.

Typische Anwendungsfälle sind:

  • Bremsleitungen in der Automobilindustrie
    Üblicherweise werden Bremsleitungen mit einer Überwurfmutter befestigt. Dafür muss die Bremsleitung am Ende umgebördelt sein. In der Serienfertigung wird das mit einer Bördelmaschine erledigt. Wenn hingegen in der Autowerkstatt die Bremlseitungen getauscht werden, bringt der Mechaniker die Bördelung an der Bremsleitung an – mit dem entsprechenden Bördelgerät.
  • Bei der Herstellung von Luftkanälen
    Hier werden die Luftkanäle aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt. An der Verbindungsstelle wird auf der einen Seite ein Stehfalz gebördelt, während auf der anderen Seite das passende Gegenstück gebördelt wird – der Pittsburghfalz. Anschließend werden die beiden Teile ineinander gesteckt und fertig ist die luftdichte Verbindung.
  • Verbördeln von Karrosserieteilen
    Typische Blechteile wie Heckklappen, Autotüren und Motorhauben werden am Rande verbördelt, um die Festigkeit deutlich zu erhöhen. Für eine Autowerkstatt empfiehlt sich auch Ausbeulwerkzeugsatz, um den Bördel an Kanten nach einem Unfall wieder herzustellen.
  • Verbördeln von Abgasrohren
    Abgasrohre werden mit einer Überwurfmutter befestigt. Deshalb braucht das Abgasrohr an beiden Ende eine Bördelung. In der Autowerkstatt kann es passieren, dass wegen Rost ein Abgasrohr getauscht wird. Wenn nur der Bördel verrostet ist, reicht es, wenn der Mechaniker den verrosteten Bördel abtrennt, den Ersatzbördel aufschiebt und ihn mit einer Schlauchschelle befestigt. So muss er nicht gleich den ganzen Auspuff tauschen.
  • In der Kältetechnik
    Hier werden üblicherweise die Kupferrohre mit einer Überwurfmutter befestigt. Hierfür wird das Rohrende ganz einfach mit einem auf den Rohrdurchmesser angepassten Bördeleisen an Ort und Stelle aufgeweitet. Anschließend wird das Rohr mit dem Bördelflansch ohne Dichtmittel verschraubt.
  • Bei der Aufweitung von Kotflügeln
    Wenn Autobesitzer Breitreifen montieren möchten, ist es teilweise notwendig, die Kotflügelkanten umzulegen oder aufzuweiten. Mit dem entsprechenden Bördelwerkzeug ist das für den geübten Mechaniker kein Problem.
  • Bei der Montage von Dachrinnen und Regenrohren
    In der Regel werden die Dachrinnen passend zugeschnitten und der Handwerker sorgt auf der Baustelle für die passende Verbördelung.
  • Hydraulikleitungen bei Baumaschinen
    Die Enden von Hydraulikleitungen werden entweder in der Serie oder vor Ort in der Werkstatt mit einer Bördelung versehen, so wie bei den Bremsleitungen.
  • Große Formteile in der Baumaschinenbranche
    Abdeckhauben und andere große Formteile werden gebördelt, um die Festigkeit zu erhöhen.

Fazit: In der Blechverarbeitung ist das Bördeln ein sehr beliebtes Verfahren, um die Festigkeit von dünnwändigen Bauteilen zu erhöhen. Sehr weit verbreitet ist das Bördeln vor allem in den Blechumformprozessen der Automobilindustrie.

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