bolzenschneider Der richtige Bolzenschneider knackt jedes Schloss

Er ist gefürchtet und geliebt zugleich. Gefürchtet von Fahrradbesitzern, denn mit einem guten Bolzenschneider lässt sich fast jedes noch so stabile Fahrradschloss knacken. Geliebt auf der Baustelle, weil er scheinbar mühelos dickste Bolzen und Drähte wie Butter durchschneidet. Die Rede ist vom Bolzenschneider, dem Kraftpaket mit der kurzen Schneide und dem langen Hebelarm.

Das kleine Kraftpaket: Macht aus wenig Muskelkraft viel Schneidkraft

Der Bolzenschneider ist die Allzweckwaffe für das schnelle Trennen von Schlössern, Bolzen, Nieten, Drähten – also meist zylindrischen Metallteile, solange es nicht auf höchste Präzision, aber dafür umso mehr auf viel Kraft ankommt. Er kommt genau dann zum Einsatz, wo andere Schneidgeräte wie die Kombizange oder der Seitenschneider schon längst an ihre Grenzen stoßen. Oder wenn Sie aufgrund von schwer zugänglichen Stellen mit einer Säge nichts ausrichten können.

Da zeigt der Bolzenschneider seine ganz Klasse und entfaltet schier unglaubliche Schneidekräfte,  die einerseits durch eine geniale Übersetzungsmechanik und andererseits durch extrem günstige Hebelverhältnisse entstehen.

So lässt sich die aufgewendete Handkraft leicht in eine bis zu 220-fach höhere Schnittkraft (!!) verwandeln – je nach Ausführung und Größe des Bolzenschneiders. Wenn Sie also beispielsweise mit einer Kraft von 200 N die Griffe des Bolzenschneiders zusammendrücken, entsteht an der Schneide eine Kraft von bis zu 44.000 N, das sind 4,4 Tonnen. Mit anderen Worten: Kleine Kraft und große Wirkung.

Damit ist der Bolzenschneider für diese typischen Anwendungsfälle prädestiniert:

  • Zum Trennen von Baustahlmatten auf der Baustelle.
  • Zum Schneiden von Flachbändern und Blech.
  • Zum Sprengen von Muttern.
  • Zum Trennen von dicken Bolzen und Drähten an schwer zugänglichen Stellen.
  • Zum Abschneiden von überstehenden Nägeln.
  • Zum Kürzen von Gewindestangen.
  • Zum Trennen von Fahrradschlössern.
  • Zum Befreien von Unfallopfern bei Unfällen.
  • Das Entfernen von Stahlnieten.

Was ist das Besondere am Bolzenschneider?

Da gibt es gleich einiges, was den Bolzenschneider zu einem außergewöhnlichen Kraftpaket macht. Die wesentlichen Komponenten sind:

  • Die Griffe
    Mit ihnen wird über den Hebelarm die eigentliche Kraft erzeugt. In der Regel sind es ergonomisch geformte Zweikomponenten-Griffe, die festes Zupacken gewährleisten und für ein ermüdungsfreies Arbeiten sorgen. Zudem erlauben sie das Arbeiten bei jeder Witterung. Die Griffe sind entweder aus Schmiedeeisen, aus Stahl oder aus dickwandigen ovalen Aluminium-Rohren. Im Falle von Aluminium-Rohren hat es den Vorteil, dass Sie Gewicht einsparen.
  • Die Gelenke
    Genaugenommen ist der Bolzenschneider eine doppelte Hebelschere mit zwei Griffen. Je nach Ausführung und Qualität sorgen bis zu fünf Drehachsen bzw. Gelenke für die optimale Kraftübertragung, wobei die Achsen der Schneiden über Querlaschen miteinander verbunden sind. Werden die beiden Hebel zusammengedrückt, ändert sich die Lage der Drehachsen und dadurch entsteht eine überdimensionale Kraftvergrößerung.
  • Die Schneidmesser
    Sie schneiden das Werkstück durch. Weil sie enorme Kräfte aufnehmen und harte Materialien schneiden, müssen sie aus besonders hochwertigem Material hergestellt sein. Deshalb sie sind in der Regel aus Chrom-Vanadium-Hochleistungsstahl, geschmiedet, vielfach induktiv oder ölgehärtet. Darum liegt die Härte der Schneide bei bis zu 62 HRC (HRC steht für Rockwell, mit dieser international gebräuchlichen Maßeinheit wird die Härte technischer Werkstoffe definiert). Mit solchen Schneiden können dann Werkstoffe mit einer Härte von bis zu 48 HRC geschnitten werden. Damit das zu schneidende Teil nicht von der Schneide rutscht, sind die Schneidmesser manchmal mit einer Rille oder einer Fixierung versehen. Je nach Ausführung des Bolzenschneiders lassen sich die Schneiden per Exzenterschraube nachstellen.Insgesamt gibt es Bolzenschneider bis zu einer Länge von 1.000 mm sowie einem Gewicht von bis zu 4 kg. Wobei bei der Grifflänge der Grundsatz gilt: Je länger der Griff, desto größer die Schneidekraft, die Sie erzeugen können. Wenn Sie lange Zeiten mit dem Bolzenschneider arbeiten, empfiehlt es sich eine Ausführung mit einem Rohrprofil als Griff zu nutzen, um Gewicht zu sparen. Und wenn Sie an schwer zugänglichen Stellen arbeiten, sollten Sie einen Bolzenschneider mit einem gebogenen Zangenende wählen.

Was Sie mit dem Bolzenschneider nicht tun sollten

Es kann passieren, dass der Bolzenschneider zu klein für die Teile ist, die Sie trennen wollen. Mit der reinen Muskelkraft schaffen Sie es daher nicht, die Teile zu trennen. Sie könnten jetzt auf die Idee kommen und mit einem Rohr, das Sie über die Griffe stecken, den Hebel zu vergrößern. Das wäre nicht sinnvoll, denn die Geometrie des Bolzenschneiders ist auf eine bestimmte Werkstückgröße ausgerichtet. Wenn Sie den Bolzenschneider überlasten, verschließen die Klingen und die Gelenke schneller.  Die Grenze beim Durchmesser der zu schneidenden Werkstoffe liegt üblicherweise bei 10-12 mm. Manche Hersteller bieten Bolzenschneider mit einem wechselbaren Schneidkopf an. Ist dieser zerschlissen, können Sie einfach den kompletten Schneidkopf wechseln.

Wenn die eigene Muskelkraft nicht mehr ausreicht

Wenn wirklich große Schneidkräfte von bis zu 200 kN und höhere Schneidgeschwindigkeiten gefordert werden, beispielsweise auf Schrottplätzen, wo Autoteile zertrennt werden, kommen Sie mit einem „normalen“ Bolzenschneider nicht mehr weiter. Deshalb kommen hier strombetriebene Bolzenschneider zum Einsatz, natürlich mit den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen. Auch bei besonderen Einsatzfällen, wie dem Bergen von Verletzten nach Unfällen oder Katastrophen werden von den Feuerwehren oder dem Technischen Hilfswerk hydraulische Bolzenschneider eingesetzt.

Fassen wir noch einmal zusammen: Der Bolzenschneider ist ein kleines Paket, der Ihre Muskelkraft um ein Vielfaches vergrößert. So können Sie mit wenig Kraftaufwand leicht und schnell Drähte, Bolzen, Niete und Fahrradschlösser durchtrennen.

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